Es geschieht zu oft, dass Unternehmen mit Strategieteams es versäumen, aufkommende Trends zu erkennen und auf sie mit den richtigen Maßnahmen zu reagieren. Obwohl genügend Ressourcen und kompetente Mitarbeiter zur Verfügung stehen, vernachlässigen viele die Veränderungen, die sich am Horizont abzeichnen. Weshalb?
Sicherlich sind heutzutage die meisten Führungskräfte in der Lage, die wichtigsten Trends für ihr Unternehmen zu beschreiben. Nur selten gelingt es aber, die weniger präsenten, ebenso relevanten, Entwicklungen zu erkennen, die die Zukunft prägen werden. Letzteres ist jedoch umso bedeutungsvoller, je mehr es um die Frage geht, wie das Unternehmen das Verhalten und die Präferenzen der Kunden zukünftig beeinflussen kann. Im Nachgang die Frage zu stellen, weshalb ein Unternehmen die Trends nicht hat kommen sehen, ist üblich, in Retrospektive dagegen wenig hilfreich. Ohne eine systematische Reflexion und Anpassung sind Unternehmen gezwungen, ihre Fehler zu wiederholen und weitere Chancen zu verpassen. Wie lässt sich dieses Problem lösen? Einen Versuch, diese Frage zu beantworten, bietet Intels globales Frühwarnsystem für aufkommende Trends. John Miranda ist Director Market Insights bei Intel Corporation. In seinem Vortrag auf dem Global Foresight Summit erzählt er, wie sein Team rundum globale Markt- und Technologiefrüherkennung Führungskräfte und strategische Planungsteams bei Intel über frühe Signale und Trends informiert.
Ein Unternehmensfrühwarnsystem (Corporate Early Warning System) ist ein systematischer Ansatz, um bevorstehende Disruptionen vorherzusehen und aktiv nach schwachen Signalen und aufkommenden Trends zu suchen.
Die Intel Corporation setzt mittlerweile sehr erfolgreich ein eigenes Frühwarnsystem für die Identifizierung aufkommender Trends ein. Das Unternehmen setzt auf Strategien, die sich auf die KI-gestützte Erkennung von Signalen und die Bewertung von Trends konzentrieren. Derart können Investitionsentscheidungen beeinflusst und die zukünftigen Kundenerwartungen besser erfüllt werden. Damit die Daten des KI-gestützten Frühwarnsystems in einen Kontext gestellt werden können, greift das Unternehmen auf einen 3-stufigen Ansatz zurück: Wahrnehmen, Interpretieren und Handeln (Sensing, Interpreting, Acting).
Wahrnehmen: Relevante Trends erkennen
Intels globale Früherkennungsfunktion für Märkte und Technologien beeinflusst die Entscheidungen seiner Führungskräfte und so auch die gesamte Unternehmensstrategie. Sie konzentriert sich in erster Linie auf die Wahrnehmungsphase, die die Durchführung des KI-basierten Programms Trendscape unterstützt. Dieses wird verwendet, um automatisch Signale und Trends zu identifizieren. Mittels einer Synergie aus KI-fähigen Algorithmen, realem Expertenwissen und Software treibt die Initiative Trendscape das Unternehmen zu einer zunehmend datengesteuerten Entscheidungsfindung.
KI-fähige Algorithmen: KI-fähige Algorithmen erzeugen automatisierte Abfragen und überwachen hochvolumige Zeitreiheneingaben wie Nachrichtenberichte, akademische Forschungen und Investitionstrends. Trendscape überwacht ca. 30 bis 50 Schlüsselsignale gleichzeitig. Mithilfe der Daten entdecken Experten bei Intel dann die identifizierten Unbekannten. Durch die Analyse von Milliarden von Quellen wird das Gespür für diese Unbekannten verstärkt.
Experten-Community: Intel bezieht Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen weltweit sowie Partner mit Fachkenntnissen mit ein, um Einblicke zu gewinnen und Schlüsseltrends zu bewerten, die sich auf das zukünftige Wachstum Intels auswirken können. Dazu gehören Produktentwickler, die Intel Labs sowie Vertriebs- und Marketingmitarbeiter. Diese Herangehensweise ermöglicht es Intel, Schlüsselgruppen motivierter und kompetenter Personen in die Prozesse einzubinden, um potenzielle Geschäftsmöglichkeiten und -risiken herauszufiltern.
Software: Auf Grundlage des ITONICS Trendradars entwickelte Intel ein Markt- und Technologievorhersagesystem, das die Datenpunkte sammelt, visualisiert und in einen Kontext bringt. Das System unterstützt Intel dabei Signale mit einem Klick hinzuzufügen, den richtigen Trends zuzuordnen und so einen ganzheitlichen Überblick des Geschehens zu erhalten.
Interpretieren: Was bedeuten die wahrgenommenen Signale?
Neben der Wahrnehmungsphase müssen Unternehmen die mittels der KI aufgespürten Signale interpretieren. In dieser Phase steht Intel vor einer maßgeblichen Einschränkung – KI-Tools können das Denken nicht selbstständig durchführen.
Herausforderung: Das Intel-Team erkannte, dass Datenschutz und Datenhoheit immer komplexer werden, darunter relevante globale Trends wie das chinesische Sozialkreditsystem oder Bedenken bezüglich künstlicher Intelligenzen und Ethik. Obwohl die KI Intel dabei hilft, Signale am Markt zu verstärken und zu erfassen, kann sie nicht das Denken leisten, das erforderlich ist, um komplexe Zusammenhänge zu verstehen.
Die Lösung: Das Team teilt der Intel Data Center Group die Trends mit. Anschließend führt dieses Team eine eingehende Marktuntersuchung durch, indem es strategische Experten aus den relevanten Geschäftsbereichen hinzuzieht. Mit den gewonnenen Erkenntnissen kann letztendlich die gesamte Produktentwicklung bei Intel vorangetrieben werden.
Auswirkung: Ein Frühwarnsystem für aufkommende Trends beeinflusst maßgeblich die Zukunft von Intels Produkten. KI spielt dabei eine Rolle - nichtsdestotrotz ist es nur ein Werkzeug von vielen, um echten Business Impact voranzutreiben.
Eine weitere Möglichkeit, mit der Einschränkung der durch KI gewonnen Erkenntnisse umzugehen, ist die Generierung plausibler Zukunftsszenarien. Bei der Erstellung dieser Szenarien sucht Intel nach Möglichkeiten, die Lücke zwischen den verfügbaren Technologien und den Einflussfaktoren auf Märkte, Gesellschaften oder Regierungen zu schließen. Durch das Verständnis der zu erledigenden Aufgabe bzw. des zu erfüllenden Marktbedarfs kann Intel die verwendete Technologie mit dem akuten gesellschaftlichen Bedarf oder den Anforderungen der Regierung verbinden.
Handeln: Wie kann man Menschen motivieren, nach den abgeleiteten Erkenntnissen zu handeln?
Wahrnehmen (mit Hilfe der KI) und Interpretieren (durch die menschliche Experten-Community) sind feste Bestandteile des Prozesses. Handeln, d. h. Menschen davon zu überzeugen, sich zu verpflichten etwas zu tun, der andere (schwierigere) Teil. Betrachten Sie es als 10:20:70-Regel der KI: 10 % zielen auf das Wahrnehmen ab, 20 % auf das Interpretieren und 70 % auf das Überzeugen und Menschen zum Handeln zu bewegen.
Schlussendlich gilt es, gemeinsam mit der Führung Maßnahmen zu ergreifen und Investitionsentscheidungen zu treffen. Um dorthin zu gelangen, evaluiert Intel, wie es in Bezug auf die wichtigsten Interessengruppen steht, die mit an Bord sein müssen. Eines der Instrumente, die dem Unternehmen beim Stakeholder-Management helfen, ist das Modell „Driving Action with Leadership“. Es ermöglicht, eigenständig einzuschätzen, wie ausgeprägt der Einbindungsgrad relevanter Stakeholder ist.
5 Hauptphasen stellen die Beziehung zu Geschäftspartnern dar. Sie beginnen mit dem Status „Irrelevant“ und enden mit dem Status „Vollständiger Partner“. Unabhängig von der Größe Ihres Unternehmens gibt es Stakeholder, die nicht einmal von ihnen wissen. Falls Sie deren Unterstützung benötigen, sollten Sie zunächst darüber nachdenken, in welcher Phase des Engagements Sie sich zurzeit befinden und sich anschließend auf den von Ihnen gewünschten Status zubewegen.
Kurz gesagt, verfolgt Intel einen dreistufigen Ansatz, um zukünftige Entwicklungen und Kundenerwartungen vorherzusagen. So kann das Unternehmen an den richtigen Stellen investieren und seinen Wettbewerbsvorteil ausbauen. Mit den 3 Stufen Wahrnehmen, Interpretieren und Handeln (Sensing, Interpreting, Acting) erreicht Intel eine Kontextualisierung künstlicher Intelligenzen. Es werden KI-Tools eigesetzt, um aufkommende Trends zu finden, sie mit internem und aus der Masse stammendem Fachwissen zu interpretieren und auf die Auswirkungen zu reagieren, um spürbare geschäftliche Resultate zu erzielen.