Was ist eine Scenario Impact Analyse?
Wenn wir über Szenarien sprechen, sprechen wir über die Zukunft. Szenarien sind Projektionen darüber, wie die Welt um uns zukünftig aussehen könnte. Ausgehend von einer gewissen Situation in der Gegenwart, wird ein entsprechender Zeitrahmen für die Zukunft definiert und angenommen, wie sich unsere Umwelt bis dahin verändern wird. Je weiter wir uns von dem heutigen Tag entfernen, desto mehr Möglichkeiten an Szenarien gibt es. Darüber hinaus können wir nie sicher sein, in welche Richtung zukünftige Entwicklungen gehen und wie stark ihre Auswirkungen sein werden. Szenarien helfen zu definieren, welche Art von positiven oder negativen Entwicklungen möglicherweise auftreten könnten. Man kann annehmen, dass sich grundsätzlich nichts ändert. Es kann aber auch sein, dass sich die Dinge drastisch verändern, entweder in eine positive oder negative Richtung. Angesichts dieser Unsicherheit helfen Ihnen Szenarien zu erwägen, was Sie tun können, um die Best-Case-Szenarien zu erreichen bzw. die Worst-Case-Szenarien zu vermeiden.
→ Kostenloser Download: Toolkit Szenarioplanung
Erste Schritte einer Szenarioanalyse
Der erste Schritt einer Szenarioanalyse ist die Definition des gegenwärtigen Umfelds.
Wie sieht Ihr Ökosystem aus und welche Veränderungen innerhalb dieses könnten eine Auswirkung auf die Zukunft Ihres Unternehmens haben? Denken Sie dabei über Ihr Unternehmensökosystem und branchenspezifische Einflussfaktoren nach, welche Ihr Unternehmen antreiben. Solche Einflussfaktoren können technologische Entwicklungen, Geschäftsmodelle und veränderte Kundenpräferenzen sein oder die Art und Weise, wie Wert erschaffen wird. Außerdem sollten Sie das breitere Ökosystem berücksichtigen. Es muss keine direkte Beziehung zu Ihrem Unternehmen bestehen, aber vielleicht zu Ihrem Unternehmensökosystem oder zum menschlichen Verhalten als solchem. Einflussfaktoren auf dieser Ebene können sich z. B. auf politische Initiativen, neue Regulierungen, den Klimawandel oder soziale Bewegungen beziehen. Basierend auf den Kombinationen solcher Einflussfaktoren und wie sie sich in einem definierten Zeitrahmen entwickeln, können die verschiedenen Szenarien erstellt werden. Neben der Vorbereitung auf unwahrscheinliche Ereignisse hilft Ihnen die Szenarioplanung auch mit beständigeren Entwicklungen, wie z. B. neuen Technologien umzugehen.
- Sie stellen die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens sicher. Mit einem systematischen Ansatz können Sie potenzielle Chancen und Risiken erkennen, indem Sie sorgfältig abwägen, was in Ihrer Unternehmensumgebung passieren könnte.
- Sie erfahren mehr über Ihr zukünftiges Umfeld und können sich auf die Schlüsselfaktoren, die Ihr Unternehmen vorantreiben, konzentrieren. Denken Sie dabei auch über die Wahrscheinlichkeiten dieser Veränderungen nach.
- Sich auf die Zukunft vorzubereiten und strategische Robustheit zu entwickeln bedeutet auch, auf das Eintreten mehrerer Szenarien vorbereitet zu sein. Nur auf ein mögliches Szenario hinzuarbeiten, ist in der Regel zu riskant.
- Zukunftsszenarien und strategische Optionen zu verstehen wird Ihnen auch helfen, die Zukunft selbst zu gestalten. Wenn Sie verstehen, welche Faktoren in der Zukunft eine Rolle spielen, können Sie Initiativen ergreifen, die Ihnen helfen, das Ökosystem in die gewünschte Richtung zu lenken.
Diese Vorteile gelten für die verschiedenen bestehenden Methoden der strategischen Vorausschau. Während es für einen kürzeren Zeithorizont mehr quantitative Ansätze gibt, können auf lange Sicht qualitative Ansätze von Vorteil sein. Auf der einen Seite hilft Ihnen für die erste Klasse, die quantitative Ansätze (z. B. Marktprognose, Konjunkturprognose, Hochrechnungen), eine Prognose basierend auf vergangenen Entwicklungen zu erstellen. Sie extrapolieren historische numerische Daten und erhalten detaillierte Einblicke in potenzielle Verkaufsvolumina. Da der Zeitrahmen kürzer ist, ist die Genauigkeit dieser Methoden höher.
Die zweite Klasse der qualitativen Ansätze (z. B. Delphi, Szenarien, gelbe Karten) leitet Sie hingegen bei der Prognose an, wie die Zukunft aussehen könnte. In solchen Fällen können qualitative Schätzungen und relevante Aussagen getroffen werden, um unterschiedliche Projektionen von Schlüsselfaktoren abzuleiten. Sie werden in der Lage sein, reichhaltige Bilder der Zukunft zu erstellen, die sich aus verschiedenen Faktoren zusammensetzen. Solche reichhaltigen Bilder dienen als Visionen und geben Orientierung.
Wenn man von Jahrzehnten spricht, ist es fast unmöglich, systematische Bilder der Zukunft zu erstellen. In diesem Zeithorizont können wir nur spekulieren, wie sich das Umfeld entwickeln wird.
Die Nutzbarkeit der verschiedenen Szenariomethoden hängt also von drei grundlegenden Faktoren ab: dem Ziel, dem Zeithorizont und den Daten.
Klassische Szenarioanalyse: Ein schrittweiser Ansatz
Bei der Anwendung einer klassischen Szenarioanalyse ist der erste Schritt, das Ökosystem zu definieren und sich dafür zu entscheiden, wofür Szenarien entwickelt werden sollen. Szenarien können sehr breit und global oder sehr spezifisch angesetzt sein und sich auf eine bestimmte Branche oder sogar Teile einer Branche konzentrieren. An dieser Stelle kann es auch helfen, ein präzises Verständnis der wichtigsten Teilbereiche Ihres Unternehmens zu entwickeln, da die Szenarioanalyse letztendlich nur hilfreich ist, wenn die Auswirkungen der Szenarien auf Ihr gesamtes Unternehmen berücksichtigt werden. Andernfalls werden die entwickelten Szenarien nicht mehr als nette Geschichten sein.
Um die Perspektive auf das umliegende Ökosystem weiter anzureichern, empfiehlt es sich, in einem zweiten Schritt interne und externe Expert:innen zu Rate zu ziehen. Obwohl diese Expert:innen spezifische Einblicke in bestimmte Faktoren und deren Auswirkungen auf die Zukunft liefern, können so Hunderte von Faktoren und sogar zahlreiche Einschränkungen identifiziert werden.
Nachdem die Faktoren mit ihren potenziellen Auswirkungen gesammelt wurden, muss die Liste optimiert und die wichtigsten Einflussfaktoren im dritten und vierten Schritt identifiziert werden. Zur Reduzierung der Anzahl an Faktoren wird üblicherweise eine Aktiv-Passiv-Matrix verwendet. Aktive Faktoren sind diejenigen, die die Entwicklung anderer Faktoren vorantreiben, wie zum Beispiel der Anstieg des Ölpreises, der die Nutzung von Autos einschränkt. Passive Faktoren sind Faktoren, die von anderen angetrieben werden. Indem die Faktoren herausgefiltert werden, die andere Faktoren am häufigsten antreiben und die Faktoren, die am häufigsten angetrieben werden, können Schlüsselfaktoren einer Branche identifiziert werden.
Basierend auf diesen Schlüsselfaktoren können in einem fünften Schritt Projektionen erstellt werden, welche die möglichen Entwicklungen dieser Faktoren in der Zukunft beschreiben. Mit Hilfe dieser Projektionen kann dann eine Cross-Impact-Analyse durchgeführt werden, bei abgeschätzt wird, wie wahrscheinlich es ist, dass gewisse Faktoren gleichzeitig auftreten werden. Als Beispiel: Wie wahrscheinlich ist ein massiver Rückgang des Ölpreises und ein gleichzeitiger massiver Anstieg der Anzahl an Autobesitzern? Solche Schätzungen für jede Projektion helfen Ihnen dann bei der Erstellung von Szenarien.
Im sechsten Schritt benötigen Sie anschauliche Beschreibungen, um anderen zu zeigen, worum es bei den Projektionen innerhalb der Szenarien geht. Wenn Sie die Szenarien festgelegt haben, können Sie anfangen darüber nachzudenken, wie sich diese Szenarien auf Ihr Unternehmen auswirken werden und was dies konkret für Ihr Unternehmen bedeutet.
Der Prozess kann langwierig und zeitaufwendig erscheinen. Insbesondere der klassische Ansatz der Szenarioanalyse ist mit einem hohen Aufwand verbunden, dem ein eher geringer Impact gegenüberstehen. Ein Grund für die geringe Wirkung dieser Szenarioanalysen ist zum einen, dass das Ergebnis meist in starren Dokumenten festgehalten wird und somit wenig Raum für kontinuierliche Aktualisierung bietet. Was wir auch häufig feststellen: Überlegungen und Empfehlungen beziehen sich nur auf einzelne Szenarien. In der Gegenwart werden Sie jedoch nicht genau wissen, wie die Zukunft aussehen wird. Daher sollten Risikobewertungen für jedes Szenario durchgeführt werden, um strategische Optionen und deren Anwendungen für alle möglichen Zukünfte zu garantieren.
Dies ist ein Schritt, der häufig vernachlässigt wird. All die oben genannten Probleme bei geringen Auswirkungen zusammen mit dem hohen Aufwand für die Szenarioanalyse führen zu Situationen, in welchen die Szenarioplanung nur inkonsistent eingesetzt wird. Erst entscheidende Geschehnisse, wie z. B. die COVID-Krise, erinnern uns heute an die Notwendigkeit einer kontinuierlichen, strategischen Vorausschau und der damit zusammenhängenden Planung.
Scenario Impact Roadmapping mit ITONICS
Die ITONICS Innovationsmanagement-Software wurde entwickelt, um die Wirkung der Szenarioplanung zu erhöhen und den damit verbundenen Aufwand zu verringern. Die Grundidee hinter der Lösung ist ein Toolset, das leicht aktualisiert werden kann, auf das unterschiedliche Stakeholder Zugriff haben und welches dazu beiträgt Ihr momentanes Unternehmen mit zukünftigen Entwicklungen, wie z. B. Trends und Technologien, zu verknüpfen. Hierbei beginnt alles mit dem Monitoring von Umfeldentwicklungen. Im Radar-Modul kann eine umfangreiche Sammlung von Trends und Marktsignalen überwacht werden, um unterschiedliche Zukunftsszenarien zu erstellen.
Mit Hilfe der Scenario Space Matrix können Sie die potenziellen Auswirkungen von Szenarien und die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens abschätzen. Dies hilft, Ihre Sinne für kritische Szenarien zu schärfen, welche die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens maßgeblich beeinflussen können. Basierend auf der Matrix können Sie die Scenario Impact Roadmap verwenden. Eine solche Roadmap bietet eine grundlegende Visualisierung Ihres strategischen Fahrplans der kommenden 5-20 Jahre und kann eingesetzt werden, um unterschiedliche Szenarien und ihre Auswirkungen abzubilden.
Wie ITONICS Scenario Impact Roadmapping funktioniert
Nachdem Sie einen Account auf der ITONICS Plattform erstellt haben, gelangen Sie zu Ihrem Home-Bereich, der gleichzeitig als Dashboard fungiert. Dieses Dashboard informiert Sie über alle Aktivitäten in Ihren Workspaces. Sie können unterschiedliche Workspaces für verschiedene Projekte und Gruppen in Ihrem Unternehmen erstellen. Im Szenariobereich können Sie sehen, wie viele Trends, Technologien und Szenarien Sie derzeit verfolgen. In den Workspaces gibt es auch andere Lösungen, wie z. B. eine Knowledge Base, in der erklärt wird, wie Sie mit der Plattform umgehen, einen Explorer, der Ihnen hilft Trends, Technologien und Risiken zu überwachen und ein Roadmap-Modul, das Sie dabei unterstützt, Aktivitäten über die Zeit hinweg zu planen und zu steuern. Sie finden weitere Informationen in unserem Stepy-by-Step-Leitfaden der ITONICS Scenario Tools, der genau erklärt, wie Sie Szenarien mit der Innovations-Software von ITONICS einrichten können.
Wichtige Schlussfolgerungen
- Eine Planung basierend auf Szenarien ist unerlässlich, um die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens zu gewährleisten. Dies ist aber nur der Fall, wenn Sie nicht bei der reinen Erstellung der Szenarien aufhören, sondern die tatsächlichen Auswirkungen auf Ihr Unternehmen tracken.
- Eine Szenarioanalyse sollte keine einmalige Übung sein. Sie müssen Ihre Prognosen ständig updaten und neu bewerten, ohne jedes Mal eine komplexe Liste an Einflussfaktoren zu erstellen.
- Das Resultat einer Szenarioanalyse sollte kein starres Dokument oder eine nette Geschichte sein. Sie müssen mit Ihren Zukunftsprojektionen arbeiten und konkrete strategische Handlungsschritte ableiten und implementieren.