Wer hätte im Nachhinein nicht gerne die Idee für Facebook gehabt oder den ersten Online-Flohmarkt programmiert? Innovation kostet nicht nur, sie zahlt sich aus. Umso erstaunlicher ist es, dass es selbst bei großen Unternehmen in Sachen Trendscouting oft eher nach dem Bauchgefühl geht anstatt systematisch und datengetrieben vorzugehen. Diese Lücke hat ITONICS schon 2009 erkannt und sich zum Digitalisierer im Innovationsmanagement entwickelt. Aus dem Nürnberger Start-up ist mittlerweile ein Team aus über 70 Köpfen mit Standorten u. a. in Berlin, Kathmandu und New York geworden. Scientific Director Dr. Carolin Durst steht im Folgenden Rede und Antwort, was das digitale Innovationsmanagement von ITONICS weltweit so einzigartig macht.
Caro, was unterscheidet Euer Innovationsmanagement denn von anderen?
Prof. Dr. Carolin Durst: Wir sind immer noch der einzige Anbieter, der Innovationsmanagement durchgängig mit einem integrierten Ansatz vertritt: vom Umfeldscanning über das Trend-und Technologiemanagement bis zu Innovationsportfolios und Roadmaps. Das haben sehr schnell auch ganz große Unternehmen gemerkt und vertrauen seit Jahren auf unsere Expertise.
Noch mal zu neuen Trends: Wie macht Ihr das? Beschäftigt ihr ein Heer von Trendscouts auf der ganzen Welt?
Prof. Dr. Carolin Durst: (lacht) Ja und nein. In erster Linie sind wir Software-Anbieter. Das heißt, wir geben Unternehmen Werkzeuge an die Hand, um neue Trends oder Technologien gezielt zu sammeln und dann weiterzuverarbeiten. Wenn ein Unternehmen aber keine eigene Trend- oder Technologiescouting-Mannschaft hat, können es dank ITONICS Crowd weltweit Trendscouts gezielt aktivieren und losschicken. Unser Netzwerk erreicht in kürzester Zeit Hunderte von Menschen in über 20 Ländern und der jeweiligen Zielgruppe. Verknüpft man alle Informationen, kann man ziemlich gut voraussagen, ob eine Entwicklung ein Hype ist, der schnell wieder vergeht oder ein echter Trend, der uns vielleicht über Jahre begleiten wird.
Kannst Du das an einem Beispiel erklären?
Prof. Dr. Carolin Durst: Nehmen wir die Megatrends Urbanisierung und Individualisierung: Immer mehr Menschen zieht es weltweit in die Stadt. Bei uns in Europa betrifft das oft eine junge und gebildete Schicht, die Wert auf Nachhaltigkeit legt, jedoch Flexibilität schätzt. Das Bedürfnis dieser Gruppe ist es, dem Planeten nur so wenig zu entziehen wie nötig. Insofern ist zum Beispiel Sharing Economy ein Makrotrend, der dieser Einstellung entspringt. Geschäftsmodelle der Sharing Economy ermöglichen die geteilte Nutzung von ganz oder teilweise ungenutzten Ressourcen. Anwendungsbeispiele oder sogenannte Mikrotrends hierfür sind Car2Go oder DriveNow im Bereich Carsharing oder AirBnB als Community-Marktplatz für Buchung und Vermietung von Unterkünften. Verknüpft man diese Informationen miteinander, erkennt man sehr schnell, dass der Makrotrend Sharing Economy a) nicht so schnell verschwindet, da er unter anderem auf mächtigen Megatrends fußt und dass b) Menschen immer dann gerne teilen, wenn sie sich dadurch einen flexiblen und nachhaltigen Lebensstil erfahren. Diese Erkenntnis können Unternehmen gezielt für neue Geschäftsideen nutzen.
Noch mal: Wieso sind Eure Kunden da im Vorteil?
Prof. Dr. Carolin Durst: Also abgesehen von der technischen Seite ist es wohl auch die Methodik, die uns unterscheidet. Wir haben recht schnell bemerkt, dass große Konzerne zwar dringend alle relevanten Trends kennen wollen, eine echte Systematik aber gerade in den entscheidenden Schritten fehlt. So wird es zur Glückssache, ob man den richtigen Riecher hat oder nicht. Das haben wir analysiert, die bestehenden Prozesse zusammengetragen und dann gemeinsam mit unseren Kunden erweitert, damit das Innovationsmanagement solide Daten hat und es am Ende nicht nur auf das Bauchgefühl eines Managers ankommt.
Was ist das Ergebnis?
Prof. Dr. Carolin Durst: Im Bereich Trend- und Technologiemanagement ist das Ergebnis eine kollaborative Plattform basierend auf ITONICS Trend und Technology Radar. Auf dieser Plattform sind alle oben genannten Informationen miteinander verknüpft: Jeder Trend bzw. jede Technologie ist detailliert beschrieben und mit anderen Trends oder Technologien verknüpft. Zusätzlich können Trends oder Technologien durch Inspirationen (wie etwa Anwendungsbeispiele anderer Unternehmen oder Startups) angereichert werden. Die Informationen können auf der Plattform innerhalb des Unternehmens oder außerhalb mit Experten geteilt und bewertet werden. Am Ende vom Tag hat man eine interaktive und kollaborative Plattform, auf der Trends oder Technologien dokumentiert, diskutiert, bewertet, analysiert, priorisiert und beobachtet werden können.
Je nachdem auf was sich der Kunde im Innovationsmanagement fokussiert, bieten wir unterschiedliche Lösungen an. Im Bereich Umfeldscanning haben wir mit ITONICS Radar und ITONICS Scout zwei Tools, mit denen man Trends, Technologien, Patente oder Start-ups identifiziert, bewertet und analysiert. Darauf aufbauend kann man mit ITONICS Ideation gezielte Innovationskampagnen durchführen. Neue Services, Produkte oder Geschäftsmodelle können dann auf der ITONICS Roadmap geplant und gesteuert werden. Wir haben auch einige Tools entwickelt, mit denen man das Potential einer neuen Entwicklung am Markt oder von neuen Konzepten einschätzen kann. Alle ITONICS Produkte können einzeln, aber natürlich auch in Kombination miteinander verwendet werden. Die Königsklasse ist natürlich, wenn man End2End alle Prozesse im Innovationsmanagement integriert.
Kannst Du uns da bitte mal ein Beispiel nennen?
Prof. Dr. Carolin Durst: CISCO brauchte ein individuell optimiertes Technologie- und Trendmanagement und wir waren in der Lage, dieses zum Leben zu erwecken. Innerhalb weniger Wochen konnte dann mithilfe eines Technologieradars eine kollaborative Plattform auf der Grundlage der vorhandenen Methodik erschaffen werden, die komplett auf CISCOs Workflows und Bedürfnisse zugeschnitten wurde. Diese Plattform ermöglicht heute nicht nur eine radikale Skalierbarkeit für eine weltweite Community, sondern verbessert die Nutzung durch eine dynamische Visualisierung und hohe Usability. Um den Trend- und Technologiemarkt aus verschiedensten Perspektiven betrachten zu können, wurde die Software zusätzlich erweitert. Als Ergebnis wurde der Cisco Technology Radar entwickelt, um die Technologievorausschau zu beschleunigen und an der Spitze der Innovation zu bleiben. Cisco’s Innovate Everywhere Challenge, unterstützt von der kollaborativen Innovationsplattform ITONICS, gilt heute als Best Practice für das Innovationsmanagement.
Welche Tipps hast du, wie jeder persönlich auf dem Laufenden bleiben kann?
Prof. Dr. Carolin Durst: Man muss neugierig bleiben und Neues ausprobieren. So lernt man jeden Tag etwas dazu und kann sich dazu seine eigene Meinung bilden. Wenn man sich mal mit einen Chatbot unterhält, findet man schnell heraus, was die wirklich können. Ebenso kann man Übersetzungs- oder Speech-to-Text-Programme testen. Statt Taxi nimmt man einfach mal Uber order Car2Go. Am Wochenende mal Kochboxen oder einen Lebensmittel-Lieferdienst ausprobieren und schauen, was die besonders gut machen und was eher nicht. Mit Kollegen über Slack kommunizieren. Und trotzdem in der guten analogen Welt mal wieder einen Drink nehmen.
Zur Person:
Dr. Carolin Durst ist Professorin für Digitales Marketing an der Hochschule Ansbach und wissenschaftliche Direktorin der ITONICS GmbH. Bei ITONICS betreut sie die Methoden- und Produktentwicklung von wissenschaftlicher Seite und kümmert sich um den Bereich Business Development. Ihr Lebensmotto: Langweilig wird es nie!