Wirtschaftsexperten prognostizierten für das 1. Quartal 2020 den Beginn einer Rezession. Mit dem Auftreten von Covid-19 gerieten Deutschland und der Rest der Welt rasend schnell in eine globale Krise. Das Virus macht vor niemandem Halt: Zahlreiche Geschäfte und öffentliche Kulturgebäude wurden geschlossen; Mitarbeiter sitzen mit ihren Familien seit Wochen zu Hause und müssen den Balanceakt zwischen Home Office und Kinderbetreuung bewerkstelligen.
Unternehmen, die bisher nicht auf den Zug der Digitalisierung aufgesprungen sind, sehen sich nun in einer misslichen Lage. Die plötzliche Umwälzung des Arbeitslebens kam für viele ohne Vorwarnung. Es mangelte an Maßnahmen , die unmittelbar ergriffen werden konnten. Vor der Insolvenz sollen Kreditpakete und Sofortanträge schützen.
Es ist bedeutsam, neue Wege zu gehen. Um Krisen wie die derzeitige Coronakrise zu bewältigen, aber auch, um für zukünftige schwierige Zeiten gewappnet zu sein, müssen Unternehmen in der Lage sein, Krisen kontinuierlich zu erkennen und entsprechend reagieren zu können. Innovationsmanagement und -strategien können hierbei maßgeblich dazu beitragen.
Typische Reaktionen in Krisenzeiten
In schwierigen Zeiten reagieren viele Firmen ähnlich. Sie stecken den Kopf in den Sand und warten darauf, dass die Wirtschaft wieder angekurbelt wird. Die vorrangigen Ziele von Unternehmen befassen sich damit, laufende Gehälter, Mieten, Produktionskosten und Lieferketten sicherzustellen. Gleichzeitig versuchen sie, die anstehenden Kosten zu senken.
Um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, kommt es häufig zu Kündigungen der Mitarbeiter oder vorzeitiger Entlassung in den Vorruhestand. Dank der Vereinfachung der Beantragung des Kurzarbeitergeldes greifen derzeit viele Firmen auf diese Möglichkeit zurück. Bis Anfang April wurden mehr als 10 Milliarden Anträge auf Hilfskredite bei der KfW verzeichnet. Tendenz steigend.
Werden die Kosten gesenkt, geschieht das oft in allen Abteilungen. Dann bleibt kein Geld mehr für Innovationen in der Krise. Doch gerade JETZT ist es Zeit zu handeln! Gerade JETZT sollten die Unternehmen aufwachen und versuchen Ressourcen freizusetzen, die sie in Innovationsaktivitäten investieren können, um nach der Krise mit neuen Produkten oder Dienstleistungen aufwarten zu können.
Vorteile von Innovationen während eines wirtschaftlichen Schocks
Untersuchungen haben ergeben, dass die Haltbarkeit von Innovationen stetig sinkt. Beim Standard & Poor’s-Index sind 500 führende Unternehmen gelistet. In den vergangenen Jahrzehnten sank die Anzahl an Jahren, in denen ein Geschäft im Index verblieb.
Vor 100 Jahren blieb ein Unternehmen dieser Liste über 50 Jahre auf dem Index. Ein Mitarbeiter, der zu Beginn seiner Karriere dort zu arbeiten begann, hätte seine gesamte berufliche Laufbahn in ihm absolvieren können. Würde man heute bei einem dieser Unternehmen seine berufliche Laufbahn starten, müsste man sich in spätestens 20 Jahren eine neue Arbeitsstelle suchen. Die Firma wäre bis dahin entweder insolvent, geschrumpft oder aufgekauft worden.
Im deutschen DAX zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Von den 30 führenden Unternehmen sind nur 11 länger als 30 Jahre im Index. Unternehmen, die 30 Jahre und länger auf dem Index bleiben wollen, müssen die kontinuierliche Dynamik der modernen Welt erkennen und aktiv danach handeln. Aufgrund dessen sollten Firmen, deren Existenz während einer Konjunkturflaute, wie der Corona-Krise, nicht (mehr) unmittelbar bedroht sind, die Zeit nutzen, um ihr Unternehmen für die Zukunft zu wappnen. Hierbei spielen Innovationen, Zukunftsszenarien und Problemlösungen eine entscheidende Rolle.
In Hochzeiten fehlt es den Unternehmen an konkreten Anreizen, um personelle und finanzielle Ressourcen für die Lösung von Problemen freizumachen. Konjunkturflauten können dagegen genutzt werden, um die Digitalisierung voranzubringen, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und Lösungen für Probleme zu finden, die entweder bereits in den verschiedenen Abteilungen aufgetreten sind oder sich bereits am Horizont abzeichnen.
Statt in Stagnation zu verfallen, sollten freiwerdende Ressourcen in Krisenzeiten unbedingt proaktiv genutzt werden, um das Unternehmen vorwärtszubringen und die Wettbewerbsfähigkeit nach der Krise sicherzustellen. Auf diese Weise können ein Abschwung und die aktuell herrschende Corona-Krise als Chance wahrgenommen. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, verwenden erfolgreiche Unternehmen schwierige Zeiten zu ihrem Vorteil.
Führungskräfte, die sich bewusst sind, dass die moderne Welt agil ist, erkennen Innovationen als Chance, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Der Wettbewerb erfordert ständig Neuerungen, die konzipiert und umgesetzt werden müssen. Ohne Innovationen werden Unternehmen von anderen überholt. Sie sollten forschen und in ihr Innovationsmanagement investieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Damit bereiten sie sich aktiv auf Hochzeiten und Konjunkturflauten vor.
Innovative Lösungen in der Finanz- und Corona-Krise
In der Vergangenheit waren die Unternehmen am erfolgreichsten, welche die Rezessionen nicht zur Optimierung aktueller Prozesse nutzen, sondern, um sich auf die Zukunft vorzubereiten. Große deutsche Firmen, die die Finanzkrise 2008 zu ihrem Vorteil nutzten, waren beispielsweise Bayer, BASF, Henkel und SAP. Während der Krise setzten sie auf Innovationsstrategien, mit denen sie an ihren Konkurrenten vorbeizogen. Ihr heutiger Erfolg - 12 Jahre nach der Krise - unterstreicht, dass neue Produkte und Dienstleistungen während schwieriger Zeiten nicht einfach ein 'Nice-to-have", sondern ein absolutes "Must-have" sind.
Auch heute wieder, in der herrschenden Corona-Krise erholen sich SAP, Allianz, Bayer und Henkel bereits, nachdem auch sie einen deutlichen Einbruch im März zu verzeichnen hatten. Denn Bedrohungen machen kreativ: Viele Unternehmen haben Initiativen ergriffen, um ihre Liquidität zu sichern:
- Boutiquen, Kneipen, Friseure und andere kleine Läden haben in Zeiten der Zwangsschließung Gutscheine für die Zeit nach der Krise angeboten, um ihren Cashflow aufrecht zu halten.
- Restaurants stellten ihr Angebot auf 'take-away' um oder lieferten die Speisen sogar aus.
- Clubs setzen auf Crowdfunding; für Freiberufler und Künstler wurden teilweise Petitionen gestartet.
- Airlines erweiterten ihren Kulanzspielraum; Flugtickets können seitdem relativ problemlos umgebucht oder storniert werden (entweder gegen geringe Gebühr oder teilweise sogar kostenfrei).
- Die Digitalisierung hält Einzug in das deutsche Schulsystem; Fernunterricht via Plattformen wie schul.cloud wird sowohl von Lehrern und Schülern immer mehr in Anspruch genommen.
- Einzelne Musikanten aus buchstäblich aller Welt streamen ihre gemeinsamen Konzerte in die Wohnzimmer ihrer Zuhörer.
- Sportkurse werden Online übertragen, um zumindest einen Bruchteil ihrer entfallenen Kursgebühren wieder reinzuholen.
Kreativität und Innovationsgeist können Unternehmen in der Krise helfen, Covid-19 zu überstehen und sich auf den nächsten Aufschwung vorzubereiten. Die folgenden 7 Maßnahmen können zusätzliche dabei helfen, in schwierigen Zeiten erfolgreich mit Herausforderungen zu umzugehen.
7 Maßnahmen für erfolgreiches Handeln in Krisenzeiten
Viele Führungskräfte sind der Überzeugung, das Krisenmanagement gehöre nicht zu ihren Aufgaben. Doch Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, benötigen neue Methoden, die nicht nur sie begreifen, sondern die auch in allen Abteilungen umgesetzt werden müssen. Die nachstehenden 7 Maßnahmen sollen dabei helfen:
Krisenmanagement
Nutzen Sie Szenarioplanung als Werkzeug, um Ihre Unternehmensstrategie zu entwickeln. Bereiten Sie sich jetzt auf die Krise von morgen vor. Überlegen Sie, wie sie reagieren wollen, wenn Lieferengpässe entstehen, Kunden ausfallen oder andere Probleme Ihre Firma treffen. Führen Sie mit Ihren Mitarbeitern Krisensimulationen durch, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.
Innovationsmanagement
Stellen Sie kleine Teams mit geringem Budget und knappen Meilensteinen zur Umsetzung von Innovationsmaßnahmen auf. Die Praxis hat gezeigt, dass Sachzwänge und kleine Teams schneller in der Lage sind Entscheidungen zu treffen als größere Teams mit Überfluss.
Flexibel bleiben
Versuchen Sie sich, Ihre Mitarbeiter und Ihre Prozesse flexibel zu halten, um Probleme schnell erkennen und adäquat lösen zu können. Auf diese Weise können Sie sich rasch an neue Herausforderungen anpassen.
Diversifizieren
Breiten Sie das Angebot Ihrer Produkte oder Dienstleistungen aus, sodass Ihr Unternehmen auf mehr als einem Standbein fußt.
Chancen nutzen
Betrachten Sie schwierige Zeiten, wie die Coronakrise, als Gelegenheit, um freie Ressourcen für die Innovationsentwicklung bereitzustellen und sich neu für die Zukunft aufzustellen.
Netzwerken
Nutzen Sie die Krise, um neue Kontakte zu knüpfen und Kooperationspartner zu finden. Schrecken Sie nicht davor zurück, mit Ihren Partnern oder gar Konkurrenten innovative Produkte zu entwickeln.
Digitalisierung
Spätestens jetzt ist es Zeit, in die Digitalisierung einzusteigen, oder bestehende Strukturen zu verbessern und auszubauen.
Mit Innovationen, einem geschulten Blick in die Zukunft und einem hohen Grad an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit haben Sie die Grundwerkzeuge, die Sie brauchen, um als Unternehmen in dem herrschenden komplexen Markt zu bestehen.