Bayern als führender Innovationsstandort! Das ist die Devise der Bayern Innovativ GmbH. Mit der hauseigenen digitalen Innovationsplattform (powered by ITONICS) rückt dieses Ziel einen Schritt näher. Zur Eröffnung des neuen Innovationszentrums in Nürnberg beantwortet Dr. Michael Durst, Gründer von ITONICS, Fragen von Dr. Kord Pannkoke zum Thema Digitalisierung, Innovation und zur Zusammenarbeit mit Bayern Innovativ.
Bayern Innovativ ITONICS Interview from ITONICS | Shaping Innovation on Vimeo.
Herr Durst, der Name Ihrer Firma ist ITONICS. Wie kamen Sie zu diesem Namen und was steckt dahinter?
Das ist schnell erklärt. I steht für Innovation, T steht für Technologie, O steht für Organization, N steht für Networking, das zweite I steht für Informationstechnik, C steht für Collaboration und S für Strategie. Das ist natürlich völliger Schwachsinn. Wir haben die Firma gegründet 2009 in Nürnberg, saßen in der Roten Bar und hatten eigentlich alles beieinander außer einem Namen und einem Geschäftsmodell. Das Geschäftsmodell haben wir jetzt gefunden nach vielen Jahren. Wir haben festgestellt, dass alle gern Gin Tonic trinken als ihr Lieblingsgetränk und haben versucht aus dem "Gin Tonic" einen Firmennamen zu basteln, den man dann später gut erklären kann. So kam das zu stande.
Wo steht Deutschland Ihrer Meinung nach beim Thema Digitalisierung?
Wir arbeiten viel mit großen Unternehmen aus dem Automotive-Bereich, aus dem Maschinenbereich, auch in der Defense-Industrie, aber auch aus der Lebensmittelindustrie. Was wir überall beobachten ist, dass Deutschland sehr erfolgreich in den letzten 10-20 Jahren war, teilweise je nach Branche auch schon länger, und dass man sich gern mal ausruht auf den Erfolgen der Vergangenheit und davon ausgeht, dass es immer so weiterläuft. Wir hören oft: "Das mit der Digitalisierung wird schon nicht so schlimm werden. Das wird sich vielleicht auch nicht so in der Breite und Tiefe durchsetzen, wie das heute behauptet wird." Uber kennt kein Mensch, Airbnb - bei fremden Leuten in der Wohnung wohnen - wer will das schon? Wer macht das schon? Da merken wir einfach im Vergleich zu anderen Ländern, in denen wir auch unterwegs sind, eine gewisse Verhaltenheit. Ich glaube, das wird noch möglicherweise ein Problem geben. Uns fehlt noch ein bisschen die Aufgeschlossenheit, neue Dinge auszuprobieren. Ich verstehe es natürlich, wenn die Leute sagen: "Was ist mit Datenschutz? Was ist mit meinen persönlichen Daten? Hat die dann Facebook und Google? Was machen die damit? Das möchte ich vorher wissen." Auf der anderen Seite fehlt uns einfach die Bereitschaft einfach mal Dinge auszuprobieren, zu experimentieren und hinterher festzustellen, was mich weiterbringt und was auch für das Unternehmen, in dem ich beschäftigt bin, interessant sein könnte. Wie können wir die neuen Technologien - und Digitalisierung bietet eine riesige Menge an Möglichkeiten - zielführend einsetzen?
Und wo setzen Sie da genau an, um an diesen Fehlern zu arbeiten?
Was wir bei ITONICS anbieten, ist eine Softwarelösung, um Unternehmen zu ermöglichen ihr komplettes Innovationsmanagement auf eine Plattform zu bringen. Das heißt: Was für Trends spielen in Zukunft eine Rolle? Welche Technologien? Wie werden diese bewertet? Wie hängen die miteinander zusammen? Welche Technologien ermöglichen neue Geschäftsmodelle? Welche Trends sind induziert durch Kundenbedürfnisse, die sich verändert haben in den letzten Jahren oder die sich verändern werden? Wir vernetzen das alles auf einer Plattform. Wir ermöglichen Unternehmen Digitalisierungsroadmaps zu erstellen, auch Trend- und Technologiemanagement auf einer Plattform zu betreiben und das Ganze integriert zu betrachten auch unternehmensübergreifend. Das Projekt mit Bayern Innovativ z. B. in dem wir versuchen mit der digitalen Innovationsplattform einen Raum zu schaffen, in dem auch KMUs aus Bayern miteinander kooperieren können zu bestimmten Themen. Wir sehen ganz verstärkt in den letzten Jahren, dass Unternehmen fast nicht mehr alleine innovieren können. Ich brauche immer eine Schlüsseltechnologie, die ich nicht vollständig beherrsche. Ich brauche vielleicht ein Patent, das ein anderer hat. Oder ich muss erst einmal wissen, wer dieses Patent hat. Wer beherrscht diese Technologie? Das versuchen wir auf einer Plattform zusammenzubringen und die Möglichkeit zu schaffen, dass Unternehmen viel besser zusammenarbeiten und viel besser planen können. Das ist der Beitrag, den wir versuchen zu leisten.
Welche Vorteile bedeutet es konkret für Sie, wenn Sie mit Bayern Innovativ zusammenarbeiten?
Wir arbeiten aktuell fast ausschließlich mit großen Unternehmen zusammen. Wir haben viel aus dem Automotive-Bereich wie z. B. BMW und Audi, aber auch aus der High-Tech-Branche wie Cisco oder INTEL als Kunden. Gerade die KMUs bräuchten diese Methoden, die in der Software versteckt sind, das Framework eben und auch die Möglichkeiten der Vernetzung und Zusammenarbeit. Das Problem ist, dass wir keinen Marktzugang haben. Da ist Bayern Innovativ natürlich fantastisch vernetzt, hat diese Enabler-Rolle im Netzwerk der bayerischen Wirtschaft. Ihr bringt ja auch Wissenschaft und Forschung mit den Unternehmen zusammen. Da haben wir als Startup natürlich keinen Zugang. Das zweite ist die Kostenfrage. Uns interessiert natürlich auch der Umsatz und der EBIT. KMUs sagen oft: "Bevor ich eine Software einsetze, die mich dabei unterstützt, mache ich es lieber in Excel und Power-Point. Das funktioniert ja auch ganz gut." Ich glaube, dass Bayern Innovativ hier ein super Enabler sein kann, um eben solche hochentwickelten Methoden und solche Softwarelösungen den KMUs zur Verfügung zu stellen, so dass sie mit den gleichen Werkzeugen arbeiten können wie Großkonzerne. Das ist ein ganz, ganz wichtiges Asset.
Zum Abschluss noch eine Frage: Wie bleiben Sie eigentlich selber auf dem neuesten Stand, wenn es um Innovation und Digitalisierung geht?
Wir haben eine ganze Reihe an Trend- und Technologiescouts, die wir beschäftigen. Da können wir natürlich nie in die Tiefe reingehen wie bei einer Cluster- oder Netzwerkstruktur, wie wir sie bei Bayern Innovativ erleben. Wir gehen noch viel auf Konferenzen. Wir sprechen viel mit unseren Kunden und finden heraus, wo es bei ihnen hapert oder womit die sich beschäftigen und halten uns so up-to-date. In unserer eigenen Branche, im Enterprise- und Cloud-Softwarebereich, da tracken wir alle möglichen Quellen. Wir haben auch ein Tool dafür, was Tausende Onlinequellen tracken kann und uns eben wieder informiert, was gerade aktuell, was gerade am Aufkommen ist und welche Trends wir sehen. Wir analysieren diese dann und entwickeln so unsere Tools auch permanent weiter. Für uns ist es wie für alle anderen nicht leicht, weil die Zahl der Informationsquellen zunehmen, die Geschwindigkeit nimmt zu. Wir müssen auch unsere Software permanent erneuern, weiterentwickeln, neue Funktionen hinzufügen und wir wenden da ganz klassisch unsere eigenen Tools und Methoden für an und sind bisher damit ganz zufrieden.