Ein Beispiel aus dem Banken, Finanz- und Versicherungssektor.
Heute stehen wir an der Schwelle zur nächsten großen Revolution. Revolutionen sind nichts Neues. Dennoch bringen sie Neues und treiben Veränderungen. Das Herzstück der Industry 4.0 ist die künstliche Intelligenz (KI) , die unsere Lebens- und Arbeitsweisen zukünftig maßgeblich prägen - vielleicht sogar steuern - wird.
Mit diesen Veränderungen befasst sich Christian Mühlroth, Chief Commercial Officer bei ITONICS. Im folgenden Beitrag zeigt er am Beispiel des Finanz- und Versicherungssektors, was die KI-Revolution für die Zukunft bedeuten kann und wie der Einsatz der neuen Technologie das Innovationsmanagement von heute bereits revolutioniert.
Sichtbare Veränderungen
Werfen wir einen kurzen Blick in die Vergangenheit: Eine der bedeutendsten Revolutionen, welche gleichzeitig einen der größten technologischen Wandel einleitete, war die Erfindung der Dampfmaschine im Jahr 1784. Wasser- und Dampfkraft wurden zur Mechanisierung von Produktionsabläufen verwendet – die Industrialisierung in England war nun nicht mehr aufzuhalten.
Ein Jahrhundert später folgte die Elektrizität, die das Produktionstempo enorm erhöhte und somit insbesondere die Massenproduktion vorantrieb. Seit 1969 sind IT und das Internet auf dem Vormarsch und digitalisieren mit zunehmender Geschwindigkeit Dienstleistungen, Produkte und Geschäftsmodelle. Die Auswirkung dieser Entwicklung sind heute mehr denn je allgegenwärtig - ob in unserer Arbeitswelt oder im privaten Bereich. Die nächste große Revolution folgt auf direktem Fuß.
Mit umfangreichen digitalen Netzwerken, physischen Cybersystemen und KI-Anwendungen läuten wir derzeit die Revolution 4.0 ein. Die Innovation und Arbeit der Zukunft, aber auch das Privatleben der Zukunft werden maßgeblich durch künstliche Intelligenz beeinflusst - vielleicht sogar gesteuert werden.
Der Investment Manager BlackRock z. B. entwickelte das Tool aladdin, welches ursprünglich als Risikomanagement-Plattform angedacht war. Heute ist aladdin ein KI-gestütztes Tool, das selbstständig Investitionsentscheidungen trifft. Fragen wie „Wo wird investiert?“, „Wo befindet sich ein gewisses Risiko?“ und „Wie werden Portfolios ausgestaltet?“ beantwortet das Analysetool selbstständig. Mithilfe dieses Tools wird ein Vermögen von mehr als 5 Billionen Euro weltweit verwaltet - diese Summe übersteigt das deutsche Bruttoinlandsprodukt!
Auch das digitale Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency (CBDC)) könnte einen Umbruch für das gesamte Bankensystem bedeuten, wie wir es heute kennen. Digitales Geld könnte das Bargeld weitläufig ergänzen oder sogar vollständig ersetzen – welche Chancen bietet dies den Banken?
Ein weiteres Beispiel für den laufenden Wandel im Finanzsektor sind sogenannte Challenger Banken wie Revolut oder N26, die durch ein modernes und kundenorientiertes Angebot etablierte Finanzinstitute in ihrer Existenz herausfordern. Oft handelt es sich dabei um kleine Startups, aber auch um mittelgroße bis große Unternehmen. Revolut beispielsweise zählt derzeit etwa 16 Millionen Kunden – Tendenz steigend. Mehr zu Trends und Technologien in der Finanzbranche.
Die Datenflut mit Innovationstools nutzen lernen
Bereits jetzt kündigen sich also zahlreiche Veränderungen im Finanzsektor an. Hinter den Zeichen der Veränderung stecken KI und Data Science, d. h. Veränderungen, die stark datengetrieben funktionieren. Unternehmen, die sich mit Daten befassen, geraten in den klassischen Overflow: Zu viele Informationen türmen sich in den digitalen Netzen, Datenbanken werden im Zuge des Data Minings zum Bersten gefüllt, Speichermedien müssen aufgestockt werden.
An dieser Stelle sollten sich also nicht nur Unternehmen im Finanzsektor sondern auch in allen anderen Branchen die Frage stellen, wie sie mit dieser Flut an Informationen umgehen wollen.
Was mache ich jetzt mit den Daten? Was bedeutet es für meine Arbeit, wenn die Konkurrenz stärker ist, vor allem im Bereich KI?
Um den klassischen Overflow zu bewältigen, stehen Tools aus dem Innovationsmanagement zur Verfügung. Klassische Methoden waren hierbei jahrzehntelang die Marktforschung, Kundenstimmen und die eigene Kreativität. Mit Kundenumfragen und Marktanalysen können Bedürfnisse erschlossen werden; kreative Ideen sprudeln, wenn Menschen im physischen oder digitalen Raum zusammenkommen.
Seit Kurzem hält jedoch ein weiteres Tool Einzug in diesen Baukasten - die künstliche Intelligenz. Sie kann helfen, die eigene (Innovations-)Arbeit zu verändern. Anhand der folgenden 3 Schritte soll verdeutlicht werden, wie mit dem Einsatz von KI Innovationen zielgerichtet vorangetrieben werden können. Dadurch optimieren Sie nicht nur Ihren Arbeitsalltag, sondern erfüllen gleichzeitig die Bedürfnisse Ihrer Kunden und Ihres Marktes.
In 3 Schritten KI-gestützte Innovationsarbeit vorantreiben
Das Ziel der 3 Schritte besteht darin Marktsignale zu identifizieren, sie in Beziehung zum eigenen Unternehmen und den eigenen Aktivitäten zu setzen und mittels maschineller und künstlicher Intelligenz neue Innovationsimpulse zu generieren.
Schritt 1: Sammeln, verknüpfen, bewerten
Im 1. Schritt geht es darum, Ihr Unternehmensumfeld zu verstehen. Hierzu zählt z. B. das Erfassen aktueller Trends, die Ihre Kunden und Ihr Unternehmen antreiben. Zunächst sollten Sie untersuchen, wie es auf Ihrem Markt aussieht:
- Welche Bedürfnisse gibt es?
- An welcher Stelle verändern sie sich?
Sehen Sie sich anschließend die technologische Seite an:
- Welche Tech-Trends herrschen vor?
- Welche sind für Sie relevant und wer arbeitet an ihnen?
- Wohin fließt das Venture Capital?
- Wer sind die Gründer und mit welchen Themen befassen sie sich?
- Welche Kunden- und Marktbedürfnisse sowie technologische Lösungen werden derzeit von Startups bearbeitet?
Einfach mal die Hausaufgaben zu machen, ist Grundlage für jegliche Arbeit der KI.
Indem Sie diese Fragen beantworten, erarbeiten Sie sich einen Grundstock an Informationen. Dabei tragen Sie eine große Menge an Daten zusammen.
Hierbei können eine Reihe von Informationsquellen unterstützen:
Wissenschaftliche Artikel: Sie helfen Ihnen, Forschungstrends zu erkennen, die in der Forschungs- und Entwicklungs-Community diskutiert werden. Obwohl die praktische Umsetzung Jahre dauern kann, erhalten Sie dank wissenschaftlicher Artikel einen ersten Zugang zu aktuellen Themen.
Patente: Anhand von Patenten erkennen Sie zum einen, an welchen neuen Lösungsansätzen gearbeitet wird, und zum anderen, welches Unternehmen die Lösung anbietet. Unter Umständen stoßen Sie dabei sogar auf Unternehmen, die Sie bisher noch nicht im Blick hatten, die für Sie aber von Relevanz sein könnten.
Weitere Quellen: Nicht unterschätzen sollten Sie Webseiten, Webblogs, Influencer, Vorträge und Keynotes. Diese können ebenfalls aktuelle Themen und Ideen für Innovationen aufzeigen.
Sobald Sie alle Informationen zusammengetragen haben, können Sie diese visualisieren. Hierfür können Sie z. B. den sogenannten Innovation Graph nutzen. Er dient als Tool, um Trends, Technologien, eigene Ideen und Initiativen anschaulich miteinander zu verknüpfen.
Die extern gesammelten Informationen werden mit den internen angereichert, d. h. die Daten aus Ihrem Marktumfeld werden mit denen des eigenen Unternehmens in Verbindung gebracht. Beantworten Sie in diesem Zuge Fragen wie:
- An was arbeiten wir heute?
- Welche Ideen/ Initiativen/ Innovationsprojekte verfolgen wir?
Um Zusammenhänge zwischen dieser Vielzahl an Informationen zu schaffen, kann bereits eine "einfachere" KI zum Einsatz kommen. Die gesammelten Informationen werden miteinander verknüpfen, um Stärken und Schwächen aufzudecken. Typische Fragestellungen wären hier beispielsweise:
- Welches Innovationsprojekt zahlt auf welchen Trend ein? Welches Kundenbedürfnis wird adressiert?
- Welche Technologie kommt zum Einsatz?
- Wird hier bereits mit einem Startup kooperiert?
Sogenannte Recommender Engines unterstützen z. B. dabei, Prognosen zu erstellen. Ein Output kann sein: „Mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 % hat diese Initiative mit diesem Kundenbedürfnis/dieser Technologie oder diesem Start-up zu tun.“
So genügen wenige Blicke, um Verbindungen zu erkennen; auch Verbindungen, die zuvor nicht bekannt waren. Im Bankensektor kann dies gerade im Verbund Netzwerk- und Synergieeffekte oder Schwachstellen offenlegen.
Schritt 2: Zusammenhänge analysieren
Setzen Sie sich mit ihrem Team oder (externen) Experten zusammen und priorisieren Sie die einzelnen Punkte im Innovation Graph. Statt mit anderen können Sie die Punkte auch allein gewichten. Je mehr Expertenmeinungen sie jedoch in ihre Bewertungen einfließen lassen, desto ganzheitlicher die Betrachtung und die anschließende Verknüpfung der einzelnen Themen durch die KI.
Jeder Punkt im Innovation Graph steht für einen Trend, eine Technologie oder eine Initiative Ihres Unternehmens. Sie können z. B. eine Farbskala verwenden, um die Informationen basierend auf ihrer Wichtigkeit einzuordnen. So eine Abstufung könnte beispielsweise der Potential Impact einer Entwicklung sein, die von „betrifft uns wenig“ bis hin zu „High Impact auf unser Unternehmen“ reicht. Die Bewertungskriterien können beliebig erweitert werden. Je detaillierter die Bewertung Ihrer Informationen, desto genauer der Output für Ihre Innovationsarbeit.
Machen wir eigentlich das Richtige? Arbeiten wir eigentlich an den richtigen Projekten?
Die folgenden Fragen können Ihnen bei der Gewichtung helfen:
- Wie hoch schätze ich das Veränderungspotenzial einer spezifischen Technologie ein?
- Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Technologie unsere Arbeit verändern wird?
- Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit im Finanz- oder Versicherungssektor bzw. bei den Banken, dass diese Technologie Geschäfte, Services und Produkte verbessern wird?
Diese Fragen können derzeit nicht mit KI beantwortet werden; hierfür benötigen wir nach wie vor Menschen, die in der Lage sind, die Relevanz einer Technologie oder Idee im Vorfeld festzulegen.
Sobald die Gewichtungen für die einzelnen Punkte gesetzt sind, kristallisieren sich die verschiedenen Aspekte heraus:
- Welche Trends, Technologien und Initiativen Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren grundlegend verändern könnten
- Schwachstellen wie Trends oder Technologien, die mit keiner Ihrer Initiativen verknüpft sind
- Trends, die Sie als irrelevant einstufen, die jedoch zahlreiche Ressourcen verschlingen
Wir würden uns gerne mehr mit der Zukunft beschäftigen, aber das Tagesgeschäft macht uns einfach platt.
In einem solchen Fall können Sie Initiativen umdisponieren, die unbedeutend sind. Setzen Sie Ihre Mitarbeiter stattdessen bei den Initiativen ein, die Ihr Unternehmen voranbringen, auch jene, die sie bisher vernachlässigt haben. Auf diese Weise nutzen Sie Ihre Ressourcen effektiv, statt sie zu verschwenden.
Eine erste Analyse anzufertigen, überfordert viele aufgrund der unendlich anmutenden und stets neu hinzukommenden Daten. Greifen Sie daher auf KI-gestützte Tools zurück, die Ihnen helfen, Daten zusammenzutragen und zu strukturieren sowie Hotspots und Problemfelder aufzuzeigen. Die nachfolgende Priorisierung nehmen Sie anschließend eigenständig vor. Entscheiden Sie an dieser Stelle zusätzlich, wie Sie mit den Erkenntnissen vorgehen wollen.
Schritt 3: KI-Bots für kontinuierliches Trend- und Tech-Scouting einrichten
Auch im letzten Schritt greifen Sie wieder auf den Einsatz von KI zurück, um ein Team aus Robotern zusammenzustellen, das für Sie arbeitet. Die KI-Bots können verschiedene Aufgaben übernehmen, bspw. die regelmäßige Rechercher nach neuen Informationen in Ihrem Sektor. Das Data-Mining können Sie mit Ihrem Bot-Team automatisieren, so dass Ihr Innovation Graph immer auf dem aktuellen Stand bleibt.
Die Bots bekommen konkrete Vorgaben, z. B.: „Sucht alles zum Thema Nachhaltigkeit“. Sobald sie auf relevante Inhalte stoßen, erhalten Sie eine Benachrichtigung, z. B. als E-Mail oder Push-Benachrichtigung auf Ihr Smartphone.
Die Bots lesen Dokumente aus Datenbanken und dem Internet aus und erstellen eine Heatmap, die Ihnen dabei hilft, die derzeitigen Trends aufzudecken. Diese können Sie regelmäßig in Meetings thematisieren: Neue Trends bleiben auf diese Weise nie wieder unentdeckt.
Täglich verändern sich Dinge und trotzdem habe ich in meiner Innovationsarbeit nun ein klares Tool an der Hand.
Die KI-Bots erleichtern Ihren Mitarbeitern und Ihnen den Arbeitsalltag: Der Rechercheaufwand verringert sich, Sie verfügen über mehr freie Ressourcen und können Ihre Energien gezielt für die eigentliche Arbeit einsetzen: Trends zu erkennen und die darauf aufbauenden Innovationen voranzutreiben. Mehr zu Business Impact durch KI-basierte Trenderkennung
Neben der Heatmap können Sie auch Trend- und Technologieradare zur Visualisierung verwenden. Dabei handelt es sich um ein Cockpit, das Sie täglich für Ihre Innovationsarbeit nutzen können.
Sind Sie bereit für die Themen von morgen? Nutzen Sie KI-gestützte Tools und revolutionieren Sie Ihre Innovationsarbeit.